Akupunktur

Was ist Akupunktur?

Akupunktur ist eine Jahrtausende alte, ganzheitliche Behandlungsform, bei der Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers gestochen werden, um eine Wirkung zu erzielen. Akupunktur ist in der traditionellen chinesischen Medizin verwurzelt und beruht auf einer Philosophie, die einer modernen, "aufgeklärten" westlichen Denkweise in vielen Dingen entgegensteht und hier nur kurz beschrieben werden soll.


die chinesische Denkweise

Im chinesischen Verständnis ist der Wandel der Natur Ausdruck der inneren Gesetzmäßigkeit der Natur. Diese Gesetzmäßigkeit, die schöpferische Urkraft, wird Tao genannt. Tao erzeugt das Spannungsfeld der Polarität der Kräfte in der Natur zwischen Yin und Yang, symbolisiert durch einen Kreis mit einem schwarzen und einem weissen Teilbereich. Yang ist in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes die Sonnenseite eines Hügels, Yin seine Schattenseite. Der Himmel ist Yang, die Erde ist Yin; Yang ist männlich oder warm, Yin ist weiblich oder kalt; Yang ist aktiv, Yin ist passiv. Alle Gegensatzpaare der Natur werden so dieser dynamischen Yin-Yang-Polarität zugeordnet. Es gibt kein Yin ohne Yang, kein Yang ohne Yin; beide ergänzen sich im Wechselspiel zur Ganzheit und bilden dadurch die "Lebensenergie" Qi.

Die chinesische Vorstellung des Begriffes Qi geht über die westliche Vorstellung von "Energie" weit hinaus: Qi ist die Lebenskraft der Natur, die allem Lebendigen innewohnt. Qi kann nur an ihren Wirkungen erfaßt werden: Qi fließt ständig, Nichtfließen bedeutet eine Störung.

So wird in der traditionellen chinesischen Medizin Krankheit verstanden als eine Änderung des Qi, als Störung des Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang. Die Wiederherstellung dieses Gleichgewichtes ist Behandlungsziel des Therapeuten: wenn Qi wieder gleichmäßig fließt, ist die Störung behoben, die äußeren Zeichen dieser Störung, also das, was wir als Krankheit bezeichnen, verschwinden.

Akupunktur ist in Europa zwar die bekannteste chinesische Therapieform, aber keinesfalls die einzige - und sie ist nur als Teil eines Ganzen zu sehen, zu dem unter anderem auch Heilkräuter und spirituelle Übungen wie das hier ebenfalls bekannte Qi-Qong oder Tai-Qi gehören.


Organe, Meridiane und Punkte

Der Begriff "Organe" im chinesischen Sinne ist zu verstehen als "Funktion von Organsystemen" und deswegen nicht auf den anatomischen Bau oder die physiologische Funktion einzelner Organe beschränkt. Das chinesische Verständnis geht darüber hinaus, auch in Bereiche, die einem Europäer nicht unbedingt einleuchten: so kann beispielsweise eine Energiestörung des Organsystems "Niere" auch für Gelenkerkrankungen, Angstzustände oder Depressionen verantwortlich sein, obwohl die Niere nach westlichen Kriterien einwandfrei arbeitet.

Auch die chinesischen Organsysteme sind in Yin- und Yang- Organe unterteilt: Yin-Organe sind Lunge, Herz, Milz-Pankreas, Niere, Leber; Yang-Organe sind die Hohlorgane Dickdarm, Dünndarm, Magen, Gallenblase, Blase. Jeweils ein Yin- und ein Yang-Organ bilden eine Funktionelle Einheit.

Meridiane sind gedachte Energielinien, die in oder unter der Haut liegen, sich durch den ganzen Körper erstrecken und energetisch mit den dazugehörigen Organen verbunden sind. Die Akupunkturpunkte liegen auf diesen Meridianen; über sie läßt sich eine therapeutische Wirkung auf das Qi des jeweiligen Organsystems ausüben: Je nach Situation kann durch eine Nadel mit Hilfe der passenden Technik eine Energieblockade gelöst oder ein Qi-Mangelzustand behoben werden, aber auch ein Überfluß an Qi läßt sich so regulieren.


Ohrakupunktur

Unabhängig von der Körperakupunktur kann man das Bild eines in sich zusammengekauerten Menschen in ein Ohr projizieren: so ergibt sich ein ziemlich genaues Bild der Lage der organbezogenen Punkte dort, wobei neuere Forschungen des Franzosen NOGIER nicht immer mit den chinesischen Überlieferungen übereinstimmen. Aber diese geringen Unterschiede haben auf die Therapie keinen Einfluß. Das Ohr enthält keine Meridiane, die Punkte liegen hier sehr viel näher aneinander als am übrigen Körper und sind bei einer Störung des Qi im entsprechenden Organ oft gereizt: Dies kann sich durch eine Schwellung des Punktes deutlich machen oder durch eine Rötung. Meistens sind diese Punkte dann auch druckschmerzhaft, vereinzelt sogar sehr druckempfindlich. Diese gereizten Punkte bedürfen dann einer gezielten Nadelung, denn gerade die Ohrpunkte haben fast alle über den anatomischen Organbezug hinausgehende, den Menschen in seiner Gesamtheit betreffende funktionelle Eigenschaften.

Ohrakupunktur ist für den Patienten in aller Regel mit weniger Unannehmlichkeiten verbunden als Körperakupunktur; deswegen wird in dieser Praxis hauptsächlich mit Ohrakupunktur gearbeitet.


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